Die Gedanken sind frei...." heißt es im bekannten und viel zitiertem Lied von Konstantin Wecker.
Der ursprüngliche Text geht wohl auf die Zeit vor dem 18. Jhrd zurück und wurde zwischenzeitlich sogar verboten.
Doch was ist Freiheit der Gedanken? Woher kommen sie, wohin gehen sie? Und vor allem: Was bewirken sie?
Wir alle kennen das: Die Gedanken sind so frei, dass sie sich schnell wie der Äther von einer Sache zur nächsten bewegen, sich flüchtig im Raum zerstreuen. Sich verwirrend schnell ausbreiten, sich kaum festhalten und greifen lassen. Uns kann schon mal schwindelig im Kopf werden wenn umherschweifende Gedanken unseren Geist fluten.
In der ayurvedischen Lehre von den individuellen Bioenergien, die auch Gemüt und Charakter prägen, leiden besonders Menschen mit ausgeprägter VATA - Energie an den Folgen der nur schwer zu kontrollierenden Gedankenflut. Auch Menschen mit einer Schwierigkeit sich abzugrenzen, ebenso die kreativen Geister unter uns, macht die Gedankenfreiheit zuweilen zu schaffen und kann unsere Handlungsfähigkeit sogar blockieren.
Swami Sivananda beschreibt in seinem Buch: "die Kraft der Gedanken" anschaulich die Transportwege der Gedanken und welch machtvolle Kraft entsteht, wenn wir lernen die Gedanken zu konzentrieren und ihre Kraft zu sammeln. Die Freiheit der Gedanken positiv zu nutzen und ihre gebündelte Kraft als wirksames Instrument zu erfahren, ermöglicht uns das Leben neu zu betrachten und es neu zu gestalten.
Das urteilsfreie Wahrnehmen und Beobachten unserer eigenen Gedankenströme und Glaubenssätze nährt unsere Selbstakzeptanz und wir erlangen ein inneres Verständnis über die Natur der unbewussten Gedanken. Mitgefühl für Gedanken unserer Mitmenschen entwickelt sich, denn der Geist folgt den gleichen Funktionsprinzipien. Die Gedankenfreiheit zu beobachten ohne uns darin zu verlieren, Einpünktigkeit zu üben, führt in tiefe Konzentration, innere Ruhe und Kraft. Dies ist die Voraussetzung für Meditation. In diesem Raum der inneren Stille ermöglichen wir die Erfahrung unserer wahren Natur, dem inneren Selbst.
Gedanken sind subtile Schwingungen, und jeder Mensch überträgt diese feinen, geistigen Schwingungen auf Menschen die ihn umgeben. Wir fühlen uns wohl und vergnüglich wenn wir mit Menschen zusammenkommen die eine gewisse Energie ausstrahlen und ihr Prana mit anderen teilen.
Wir nennen es dann eine positive Ausstrahlung oder empfinden Leichtigkeit, Freude, Liebe oder Dankbarkeit und suchen die Nähe zu diesen Menschen.
Um andere Menschen wiederum machen wir lieber einen Bogen oder weichen ihrer negativen, unharmonischen Ausstrahlung aus. Wir empfinden ihre Nähe als unangenehm und es scheint, als ziehen sie Vitalkraft aus anderen Menschen und der Umgebung.
Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, ständig übertragen und empfangen wir die subtile Kraft von Gedanken was sich unmittelbar in unserem Wohlbefinden und auch der Lebensgestaltung spiegelt. Nur ein Viertel der Gedanken die uns besuchen sind unsere eigenen....
Gedankenwellen (sanskrit: vrittis) laufen immer in den gleichen Spuren und folgen der gleichen Rille, wie eine hängengebliebene Nadel auf der Schallplatte. (Kennt die noch jemand…?) Diese Erfahrung der alten Yogis ist auch die Erkenntnis moderner Neuropsychologie. Um ein negatives Gedankenmuster Schritt für Schritt zu überwinden und Leben neu zu gestalten braucht es Bewusstwerdung, Kraft und eine gewisse Willensanstrengung. Eine innere offene Haltung für Veränderung ist Voraussetzung.
Haben wir erst einmal unsere negativen Gedankenmuster aus dem unbewussten Keller eine Etage höher ans Tageslicht gebracht, stellen wir erstaunt fest welche, zuvor unbewussten, Gedankenkräfte unser Handeln bestimmen.
Eine ganzheitliche Yogapraxis kann uns diese notwendige Kraft und Mut zur Veränderung schenken. Die Techniken regen zu neuem Denken und Handeln an, was eine globale Veränderung mit sich bringen kann.
„Yoga ist ein Weg, Intuition umzusetzen“ Swami Durgananda
Auszüge und Zitate von Swami Sivananda:
„ Gedanken reisen ohne Zeitverlust und sind feiner als Äther, das Medium für Elektrizität, sowie Luft das Vehikel für Schall ist. Der Geist ist wie ein drahtloser Apparat. Ein Heiliger, der Frieden, Ausgewogenheit und spirituelle Schwingungen besitzt, sendet in alle Welt Gedanken von Harmonie und Frieden aus. Sie bewegen sich blitzschnell in alle Richtungen und erwecken in anderen Menschen ähnliche Gedanken“ ….
„Nicht ein Viertel unsere Gedanken sind unsere eigenen, sondern werden einfach aus der Atmosphäre aufgenommen. Meist sind sie von übler Natur“ ….
„So wie die Sonne ständig jeden Tropfen Wasser in Dampf verwandelt, der sich an der Erdoberfläche befindet und aufsteigt, sich sammelt in Formen von Wolken, steigen alle Gedanken, die du aus deiner einsamen Ecke ausschickst, auf und treiben durch den Raum. Sie verbinden sich mit ähnlichen Gedanken, die von Menschen ausgesandt wurden, die dir ähnlich sind, und schließlich werden all diese heiligen Gedanken mit ungeheurer Kraft niedergehen, um unerwünschte Kräfte zu vernichten.“
"Oh Mensch! Wenn du deine Lampe mit Wasser füllst, kannst du die Dunkelheit nicht vertreiben. Speise deine Lampe mit dem Öl richtiger Gedanken. Mache gute Ansichten zu einer Fackel die deinen Weg erhellt"
Swami Sivananda
Gedankenfreiheit und Gedankenkraft
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