Der Psoas: der tiefliegende Lendenmuskel als Kampf und Fluchtmuskel, schützender Wächter und zuständig
für unseren würdevollen Gang.
Und doch können wir diese tiefliegende Muskelgruppe nicht bewusst steuern, sie entzieht sich als archaisches Sicherheitssystem unserer Aufmerksamkeit. Sinnvoll das das von alleine passiert und wir nicht groß überlegen müssen um uns in Schutz und Sicherheit zu bringen. Spannungen im Psoas nehmen wir nur indirekt war. Unser emotionales Wohlbefinden befindet sich jedoch in ständiger Wechselbeziehung zum Psoas sowie auch zum Zwerchfell, unserem sogenannten emotionalen Gürtel. (emotional belt).
Der Psoasansatz befindet sich etwas unterhalb der Leiste am Oberschenkel, zieht quer tief durch den Bauch und setzt an den Wirbeln des unteren Rückens, der Lendenlordose, an. Der Psoas reguliert u.a. die Stellung der Beine und der Lendenlordose, sorgt für gerade und entspannte Schultern und ist ein wichtiger Muskel für die Hüftbeugung und einen dynamischen Beckenboden.
Ist er im Dauerstress und kann geladene Spannung nicht loslassen beeinflusst dies unser Wohlbefinden im unteren Rücken. Auch langes Sitzen am Computer bedeutet für diesen Muskel kein artgerechtes Leben.
Ein ausgeglichenes Nervensystem reagiert auf äußere Anforderungen und Reize mit natürlichen Zyklen von Erregung (Ladung) und Entspannung (Entladung) und nutzt zur Regulation flexibel die gesamte ihm zur Verfügung stehenden Bandbreite.
Lang andauernder Stress oder einschränkende Verhaltensmuster hindern die intelligenten, selbstregulativen Kräfte unseres Körpers und der Psyche an der natürlichen Selbstheilung.
Durch archaisch angelegte Stressreaktionen, auf z.B. Angst oder Überforderung, werden Neurotransmitter ausgeschüttet die eine Kampf-Flucht (Energie - Adrenalin, Schmerzunempfindlichkeit - Dopamin) oder auch eine Erstarrungsreaktion als unbewusste Überlebensstrategie auslösen. Psoas und Zwerchfellgürtel werden dadurch aktiviert und mit Spannung geladen. Wir sind bereit!
Unsere Grundbedürfnisse (Hunger, Durst, Sexualität, Gemeinschaft….) sind nicht mehr wahrnehmbar.
Das dysregulierte Nervensystem gleicht einem Auto bei dem Gas- und Bremspedal zugleich voll durchgedrückt werden. Und dies fühlt sich auch bei Menschen gar nicht gut an. Sprunghafte Schwankungen oder auch eine Fixierung in einer bestimmten Reaktion sind Ausdruck eines „festgefahrenen“ Nervensystems.
Da das Zwerchfell an seiner Unterseite mit dem Psoas verwachsen ist, wirkt sich eine Tonuserhöhung auch unmittelbar auf das Diaphragma aus und schränkt die Atemfunktion ein.
Das Zwerchfell als zentrale Spannungseinheit hat Einfluss auf unseren gesamten Körper. Es funktioniert wie ein Motor für den Rhythmus der gesamten Faszien-Bewegungen mit 8-12 Bewegungen pro Minute.
Wunderbar, wie praktisch die Natur dies in unserer menschlichen Evolution eingerichtet hat! Ist das Zwerchfell elastisch und wird durch korrekte Atmung „am Leben erhalten“ bekommt unser gesamter Körper eine feine Bindegewebsmassage, initiiert durch die gesunde Atmung!
Hält der Psoasmuskel an seiner Dauerspannung fest,
initiiert durch ein allen Menschen innewohnendes primitives Reaktionssystem als schützende Überlebensstrategie, gerät auch unserer Zwerchfell unter Stress.
Ebenso steht das Diaphragma zu den Organen des Bauchraumes und des kleinen Beckens in wechselseitiger Beziehung. An der Oberseite ist das Zwerchfell mit dem Herzbeutel fest verbunden. Auch für die Beweglichkeit der Rippen und Brustwirbelsäule ist der Tonus des Zwerchfells entscheidend.
Eine wichtige Rolle spielen Psoas und Zwerchfell im psycho-emotionalen Bereich:
Die moderne Faszienforschung bezeichnen Muskeln auch als Wahrnehmungsorgane.
Die Psoasmuskeln halten wie ein Posten Wache um das Schwerkraftzentrum des Körpers, welches sich vor dem 3. Lendenwirbel befindet, zu schützen. Bei schreckhaften Erfahrungen, wenn die Sinne eine Situation als bedrohlich einordnen, zieht sich der Psoas automatisch zusammen um Kampf oder Flucht zu ermöglichen. Da er die schützende Spannung aufgrund unseres menschlichen Sozialisierungsprozesses nicht wieder automatisch loslassen kann braucht dieser unbewusste Muskel spezifische Impulse und eine Aktivierung des natürlichen Loslass-Mechanismus, der dem Körper signalisiert, dass er in einen Zustand von Ruhe und Erholung zurückkehren kann.
Eine natürliche Möglichkeit zur Regulation sind Schütteln oder Zittern (nach David Berceli)
Der Psoas steht in Wechselbeziehung mit unserem Wohlbefinden, angespannt und starr, oder entspannt und flexibel.
Die Fähigkeit den Körper wieder zu spüren und bewusst wahrzunehmen, bringt uns in Kontakt mit den inhärenten, uns natürlich innewohnenden, Kräften der Selbstregulation und Selbstheilung. Eingefrorene, angespannte oder auch träge, empfindungslose Bereiche im Körper werden durch neue Lösungsmöglichkeiten im gegenwärtigen Moment wieder spürbar und die darin gebundene Vitalität kommt ins Fließen. Dies ermöglicht ein lebendiges Sein im Hier und Jetzt.
Eine Stressreaktion geschieht archaisch, unmittelbar und automatisch.
Eine Entspannungsreaktion geschieht nur selten automatisch, ohne unser Zutun im herausfordernden Alltag. Sie kann geschehen wenn wir am Strand sitzen, die Weite des Meeres erschauend oder vielleicht bei einem Sparziergang in der Natur wenn wir den Wald einatmen. Der Schlüssel zu tiefer Entspannung und Regulierung der Vitalfunktionen ist ein echtes Bemühen, eine Entspannungsreaktion bewusst herbeizuführen.
Ganzheitliches Yoga Faszien Training ist dynamisch belebend, zutiefst entspannend und sinnliche Erfahrung zugleich.
Du bist herzlich willkommen die besonderen Bewegungen und interessanten Übungen selbst einmal zu erforschen.
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Das besondere Yoga-Programm integriert die Faszien- Übungsprinzipien mit ihren spezifischen Trainingsreizen nach Dr. Robert Schleip, Direktor des internationalen Fascia Research Projekt, Uni Ulm und Techniken von Anando Würzburger (Hara Awareness Köln) die mich mit ihrer tiefen Menschenliebe und weisen Kenntnissen auf dem Weg des inneren Forschens immer wieder frisch inspiriert und jede meiner Yogastunden bereichert.
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